Pockets of Potential

Im Januar 2009 hat das Joan Ganz Cooney Center eine kostenlose Broschüre (PDF) (siehe auch Biblionetz) zu den Potenzialen mobiler Kleincomputer veröffentlicht. Zu diesem Zweck wurden u.a. 25 aktuelle Handheldprojekte angeschaut und ausgewertet.

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Die Broschüre sieht fünf wichtige Potenziale beim Einsatz von Mobilgeräten in der Schule:

  1. Jederzeit und überall:
    Die Geräte ermöglichen den Kindern, Informationen auch ausserhalb des Schulzimmers zu sammeln, empfangen und zu verarbeiten. Dies ermöglicht lernen in realen Situationen sowie Verbindungen zwischen Schule, Freizeit und Zuhause.
  2. Durchdringung aller Schichten:
    Durch die  relativ tiefen Kosten ist es möglich, eine hohe Durchdringung mit Mobilgeräten zu erreichen, einerseits in allen Einkommensschichten, andererseits auch in Entwicklungsländern, womit die Chancengerechtigkeit erhöht werden kann.
  3. Förderung der Sozialkompetenzen des 21. Jhd.:
    Mit Hilfe von Mobilgeräten können für das 21. Jhd. wichtige Kompetenzen des Kommunizierens und Kooperierens geübt werden.
  4. Passt in verschiedene Lernumgebungen:
    Die kleinen Geräte lassen sich einfacher in verschiedene Lernumgebungen integrieren als bisherige, eher klobige Geräte.
  5. Ermöglichen von persönlichen Lernerfahrungen:
    Nicht alle Kinder sind gleich. Mobilgeräte erleichtern das Inidividualisieren des Unterrichts.

Mit diesen Potenzialen bin ich mehrheitlich einverstanden, am ehesten frage ich mich, ob es – zumindest in der Primarschule – wirklich technischer Unterstützung bedarf, um Kommunikation und Zusammenarbeit zu üben. Das Wesentliche an diesen Sozialkompetenzen ist ja nicht der Umgang mit Hard- oder Software, sondern der zwischenmenschliche Umgang. Natürlich sind dann medienspezifische Regeln (Netiquette) einzuhalten, aber das alleine würde für mich noch keine Mobilgeräte in der Schule rechtfertigen.

Neben den Potenzialen listet die Broschüre aber auch fünf zentrale Herausforderungen von Mobilgeräten in der Schule auf:

  1. Umgang mit den negativen Aspekten von Mobilgeräten:
    Ablenkungs- und Suchtpotenzial, unethische Verhaltensweisen sowie gesundheitliche Bedenken
  2. Kulturelle Normen und Haltungen:
    Bisher werden Mobilgeräte von Lehrpersonen und Schulbehörden meist eher als Last denn als Chance für die Schule betrachtet
  3. Keine Theorie des mobilen Lernens:
    Bisher existiert keine breit akzeptierte Theorie des mobilen Lernens.
  4. Unterschiedliche Verfügbarkeit und Technologie:
    Bisher ist die Verfügbarkeit und verwendete Technologie bei Mobilgeräten von Lernenden sehr unterschiedlich, was den Einsatz in der Schule erschwert.
  5. Limitierende Geräteeigenschaften:
    Die Geräte verfügen noch nicht über die für die schulische Nutzung notwendigen Eigenschaften bezüglich Texteingabe, Batterielaufzeit, Lesbarkeit des Bildschirms etc.

Auch mit dieser Auflistung bin ich mehrheitlich einverstanden, ausser mit Punkt 3. Ich sehe noch nicht, warum es für mobiles Lernen eine eigene Lerntheorie braucht. Lernen mit Mobilgeräten scheint mir jetzt nicht so neu- und andersartig zu sein, dass da gleich eine neue Lerntheorie geschaffen werden müsste. Wenn ich ohne Mobilgeräte eine konstruktivistisches Lernverständnis habe, dann ändern Mobilgeräte daran nicht viel, oder doch?

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