In diesen Tagen wird in vielen Medien (z.B. Tages Anzeiger) – ausgelöst von einem Artikel im Daily Telegraph – über eine noch unveröffentlichte Langzeitstudie der Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet. Die Studie soll gemäss diesen Berichten zeigen, dass starke Handynutzung zu einem erhöhten Tumorrisiko führt. Was bedeutet das für das iPhone-Projekt in Goldau?
Wir sind uns der Brisanz des Themas Strahlenbelastung durch Mobiltelefone an bewusst und beschäftigen uns auch seit mehreren Jahren mit dem Thema Strahlenbelastung durch ICT-Nutzung an Schulen (siehe z.B. Welti, Döbeli 2001, S.14). Unsere bisherige Haltung lässt sich folgendermassen beschreiben: Sich der Problematik bewusst sein, Risiken differenzieren und gezielt die Strahlenbelastung gering halten.
Was also tun mit der WHO-Studie? Ein Problem besteht darin, dass die Studie selbst gar noch nicht verfügbar ist, sondern nur Medienberichte über die Studie. Es ist jedoch schwierig aufgrund dieser Medienberichte herauszufinden, was die Studie wirklich besagt und wie die entsprechenden Ergebnisse zustande gekommen sind. Es gilt also einerseits die Publikation der Studie abzuwarten. Erst dann kann eine detaillierte Analyse und ein Vergleich mit anderen, bereits publizierten Studien erfolgen (Beschreibungen und Bewertungen entsprechender Studien sind z.B. in BUWAL 2003 und BUWAL 2007 zu finden).
Andererseits versuchen wir bereits heute mit verschiedenen Massnahmen, die Strahlenbelastung der Kinder der Projektklasse gering zu halten (siehe Wie sieht es mit der Strahlenbelastung der Kinder aus?) .
Es wäre spannend zu untersuchen, ob die entsprechend gut informierten Kinder der Projektschulklasse, die alle eine kabelgebundene Freisprecheinrichtung zur Verfügung haben, einer grösseren oder kleineren Strahlenbelastung ausgesetzt sind als sonstige Fünftklässlerinnen und Fünftklässler in der Schweiz.
Vorläufiges Fazit: Wir werden die WHO-Studie sicher konsultieren, aber weder überraschen uns die angekündigten Studienergebnisse komplett noch sehen wir derzeit einen akuten Handlungsbedarf.
P.S. Die im Artikel des Tages-Anzeigers vom 14.09.2009 genannten SAR-Werte für iPhones beziehen sich auf iPhones in den USA. Die europäischen Modelle bzw. die in Europa genutzten Kommunikationseinstellungen führen zu deutlich geringeren SAR-Werten.
Leider sind auch zur Interphone-Studie noch keine Ergebnisse öffentlich erschienen. Was diese Studien an den Tag bringen werden, sind demnach Erkenntnisse, denen wir nur ungern ins Auge blicken. Denn seit Jahren ist das Handy ein unverzichtbarer Begleiter im Alltag geworden.
94 Prozent aller zwölf- bis neunzehnjährigen besitzen laut JIM-Studie 2007 ein Mobiltelefon. Sie wissen jedoch nicht ausreichend über die Quellen elektromagnetischer Strahlung Bescheid. Doch wie die gesundheitlichen Risiken verringert werden und wie das Handy risikoarm genutzt wird, kann im Workshop „Handy, Umwelt und Gesundheit“ von Pro Juventute Handyprofis erlernt werden. Kinder und Jugendliche werden bezüglich der Risiken sensibilisiert, erfahren mehr über den SAR-Wert ihres eigenen Handys und erhalten Tipps zur Einschränkung der Strahlenbelastung und vieles mehr. Dabei geht es nicht darum, die Angst um die Gefährlichkeit der elektromagnetischen Strahlung zu schüren, sondern das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir täglich mehreren Strahlungsquellen ausgesetzt sind und wie wir diese verringern können.