Vom 14.-16. April fand zum vierten Mal in Berlin die re:publica statt. Die Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft wird von newthinking communications und dem Spreeblick Verlag veranstaltet. Die re:publica 2010 war mit über 2.500 Teilnehmer ausverkauft. Die Veranstaltung fand parallel in den benachbarten Orten Friedrichstadtpalast, Kalkscheune und im Quatsch Comedy Club in Berlin-Mitte statt.
Geboten wurden mehr als 150 Stunden Programm an drei Tagen auf bis zu acht Bühnen parallel. In mehr als 120 Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden und Events werden zahlreiche Facetten der digitalen Gesellschaft diskutiert.
Eine Subkonferenz mit dem Namen re:learn wurde von Jöran Muuss-Mehrholz organisiert. Es ging darum, ob auf digitalem Weg Trojaner für eine veränderte Lernkultur in die Bildungsinstitutionen einziehen.
- die iPhone-Klasse (Goldau), Christian Neff
- die Laptop-Schule (Berlin), Martina Godesa, Sandra Anusiewicz-Baer
- die Blog-Schule (Köln), André Spang, Roman Deeken
In ihrem Blog hat Lisa Rosa eine schmeichelnde Zusammenfassung (Drei Leuchtturmschulen hacken die Bildung) der re:learn verfasst – danke für die Komplimente! Dem kann ich kaum etwas anfügen, erspare mir gerne die Arbeit 😉
Doch noch einige Punkte und Statements meinerseits (ungeordnet):
- Jöran Muuss-Mehrholz ist aufgefallen, dass alle Schulen Ihr Projekt eher mit latent zurückhaltender Vorsicht vorgestellt haben. Er geht davon aus, dass alle ihre Projekte sonst an Orten vorstellen müssen, wo nicht eine grundsätzlich positive Haltung gegenüber neuen Medien vorhanden ist. An der re:learn war es eher so, dass die Besucher es unverständlich finden, wenn in der Bildung neue Medien nicht eingesetzt werden.
- Lisa Rosa griff den Aspekt auf, dass mit neuen Medien arbeitende Schulen oft von einem Optimierungsgedanken ausgehen. Das Bestehende muss mit anderen Mitteln schneller oder effizienter gelöst werden. Bei unseren drei Projekten sah sie mehr eine Transformation von Bildung, nicht eine Optimierung der bestehenden Inhalte. Diesen Gedanken empfinde ich als sehr hilfreich in der Planung zukünftiger Projekte. Es geht nicht (nur) darum, bestehendes anders zu machen, sondern auf neue veränderte Situationen einzugehen (dazu fand ich heute einen interessanten Text von Allan Guggenbühl in der NZZ, darin geht es auch um eine veränderte Situation, worauf wir in der Schule eingehen müssen).
- Einmal mehr sehe ich die Macht der (Print-)Medien. Sie hören mehr oder weniger zu und schreiben etwas, drucken es ab und fertig. In der Stuttgarter-Zeitung wurde ich gleich zum Projektleiter erhoben, aber abenteuerlich waren andere Behauptungen betreffend Filter und Klagen. Die Berliner Morgenpost hat zwar besser recherchiert und auch direkt Beat Döbeli interviewt, aber bereits im Titel merkt man, dass ein zentraler Punkt unseres Projekts nicht verstanden wurde. Wir ersetzen mit dem iPhone nicht die Schulbücher, sondern nutzen es als zusätzliches Gerät im Unterricht.
- Jeff Jarvis fragte sich, warum wir im Netz nicht offener sind (in die Saune gehen wir auch nackt …)? Die ganze Diskussion um das „Privatsphären-Paradox“ regt mich zum Denken an. Transparenz hat auch ihre Vorteile!
Bei der Blog-Schule kam die Frage auch auf, warum denn der Blog öffentlich sei. André Spang stellte die Gegenfrage: „Warum nicht?“ Seine Schüler arbeiten viel genauer und überlegter, wenn sie wissen, dass ihr Resultat einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ist. - Erstmals war ich an einer Konferenz, wo twittern selbstverständlich ist und ich habe nach früherer Skepsis nun Gefallen daran gefunden (für Followers: #cenego). Initialzündung zu meinem Umdenken waren wohl die wohlwollenden Kommentare auf meinen Vortrag …
Speziell waren natürlich die Twitterlesung und der Einsatz einer Twitterwall bei den Vorträgen – für mich ein neues Erlebnis.
Für mich war die re:publica 2010 ein grosses Erlebnis und wird mich lange begleiten. Ich habe neue Personen, neue Ideen, neue Ansichten kennenlernen dürfen.
Für Interessierte gibt es einen reduzierten Foliensatz des Referats (in der Originalpräsentation hatte es noch Videomaterial) – ich finde aber, dass das PDF den Vortrag nicht wiedergeben kann.
Was mir übrigens auch noch bleibt:
- Auch Profis haben Probleme mit Hardware: Das W-Lan war absolut unzuverlässig und am ersten Tag sollen 12 Router „gschmolzen“ sein.
- Berlin ist eine tolle Stadt!
- Soll ich nun Facebooken oder Twittern – oder beides?
- Ich hatte unglaubliches Glück, dass ich mit einem der letzten Flugzeuge von Berlin aus nach Hause fliegen konnte. Als ich in Zürich ankam, war der Flughafen Berlin wegen der Aschewolke bereits geschlossen …
- Bildung wird sich immer verändern (müssen)
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Glückskind – offenbar auf allen Ebenen
Ich freue mich, Dich kennen gelernt haben zu dürfen. 🙂
Inzwischen denke ich, dass die Benutzung von Smartphones oder Netbooks und web 2.0 in der Schule sowohl wie trojanische Pferde als auch wie Katalysatoren für eine neue Lernkultur wirken können.
facebooken oder twittern? – mach beides. und dann den twitterstream einfach zu facebook rüberschicken.
schön, dass das iphoneprojekt in berlin furore gemacht hat. gratuliere.
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