Projekt „Digitaler Alltag“

Worum geht es?

Vom Frühling 2012 bis Sommer 2013 sollen alle Kinder von drei Schulklassen der Projektschule Goldau im Rahmen eines Pilotprojekts persönliche, mobile Kleincomputer erhalten, die sie nach einer Einführungszeit auch nach Hause nehmen und in ihrer Freizeit nutzen dürfen. Damit haben die Kinder jederzeit und überall ein Gerät zur Verfügung, mit dem sie lesen, schreiben, rechnen, zeichnen, fotografieren, Musik und Töne hören und aufzeichnen, telefonieren sowie bei verfügbarem Funknetz in der Schule und zuhause im Internet surfen und kommunizieren können. Die Kinder sollen das Gerät innerhalb und ausserhalb der Schule als Teil ihrer persönlichen Lern- und Arbeitsumgebung nutzen und damit emanzipiert und kritisch mit zukünftig immer verfügbarer Informations- und Kommunikations­technologie umgehen lernen. Das vom Institut für Medien und Schule (IMS) der PHZ Schwyz initiierte und geleitete und auf  anderthalb Jahre angelegte Projekt wird mit Drittmitteln und Eigen­mitteln der PHZ Schwyz finanziert, so dass weder der Schule, den Eltern noch den Kindern zu­sätz­liche Kosten entstehen.

Warum ein solches Projekt?

Die technische Entwicklung hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Informations- und Kommunikationstechnologie allgegenwärtig geworden ist. Insbesondere haben Miniaturisierung und Touchscreens die Grenze des regelmässigen Kontakts mit digitalen Kleincomputern in die Zeit des Kindergartens verschoben. Schülerinnen und Schüler werden je länger desto mehr bereits vor Schuleintritt alltäglichen Kontakt mit digitalen Medien haben. Bei den 12 Jährigen hat sich der Besitz von Mobiltelefonen bei ca. 95% eingependelt. Bei immer mehr dieser Geräte handelt es sich um Smartphones. Bei den 12-13 Jährigen beträgt der Anteil derzeit 14%, bei den 18-19 Jährigen bereits 35% (JIM-Studie 2011, www.mpfs.de). In den letzten zwei Jahren hat zudem die Verbreitung von Handhelds (z.B. iPod Touch) und Tablets (z.B. iPad) bei Kindern stark zugenommen und steigt weiterhin an.  Persönliche Informations- und Kommunikationstechnologie ist also bereits heute unter Kindern verbreitet und wird weiter zunehmen.

Bisher wird diese Entwicklung von Schweizer Schulen selten genutzt oder medienpädagogisch begleitet. Oft werden die Geräte in der Schule einfach verboten. Damit ignoriert die Schule in der Schweiz einerseits die didaktischen Potenziale, die sich ergeben, wenn alle Kinder täglich einen Fotoapparat, ein Sprachlabor, ein mehrbändiges Lexikon, eine Weltkarte, ein Diktiergerät und vieles mehr in der Hosentasche haben. Andererseits verpasst die Schule in der Schweiz aber auch die Möglichkeit, Fragen von Sucht und Missbrauch zu thematisieren und eine sinnvolle, kritisch emanzipierte Nutzung aufzuzeigen und einzuüben.

Das Projekt „Digitaler Alltag“ will hier als Fortsetzung des erfolgreich abgeschlossenen und europaweit bekannten iPhone-Projekts weitere Erfahrungen zu persönlichen Kleincomputern in der Primarschule sammeln. Die Erkenntnisse aus dem Projekt einer interessierten Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden und damit die Diskussion zum sinnvollen und verantwortungsvollen Einsatz von ICT in der Schule weiter tragen und andere Projekte anregen.

Während das iPhone-Projekt eher visionär ausgerichtet war und eine weiter entfernte Zukunft in den Fokus genommen hat, wendet sich das Projekt „Digitaler Alltag“ nicht nur dem Namennach  auf den bald zu erwartenden, normalen Alltag. Wenn auch in Goldau in einer 2. Primarschulklasse fast die Hälfte der Kinder ein Mobiltelefon besitzt und die Zahl der bereits vor Projektbeginn privat verfügbaren iPods, iPads etc. laufend zunimmt, so schafft das Projekt „Digitaler Alltag“ keine komplett neue, utopisch anmutende Situation, sondern nimmt nur die gesellschaftliche Entwicklung auf, untersucht ihr didaktisches Potenzial und schafft auch eine Chancengerechtigkeit in den Projektklassen.

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