Ein Beitrag zu Mobile Learning in der WOZ (der Bericht wurde mir zugestellt, bisher habe noch nie eine Seite in dieser Zeitung gelesen …) beschäftigt mich. Aufgrund eines Fehlverhaltens* wurde von der Schulleitung beschlossen, dass die Schüler das iPad nicht mehr immer benutzen dürfen. Auf die Frage, was die Schüler dazu denken, kam folgendes raus:
Vermissen sie es? Schulterzucken reihum. «Nicht so stark – wegen der Tests», sagt ein Mädchen, die andern nicken. «Wir sind froh, müssen wir die nicht mehr auf dem iPad machen.»
Weiter oben im Artikel eine weitere interessante Stelle:
«Er wollte uns auch Geometrie auf dem iPad beibringen», sagt ein anderer. «Dabei ist es doch viel sinnvoller, das von Hand und mit dem Zirkel zu machen.»
Da haben sie wohl recht. Diese Schüler sind anscheinend etwas iPad-müde und irgendwie kann ich das verstehen, denn es kann recht einfältig werden. Meine Schüler müssen Wörtli lernen auf dem iDevice, 1×1 üben auf dem iDevice, kommunizieren mit dem iDevice – alles mit dem iDevice? Als ich das iPhone 1 erstmals im Einsatz hatte, schrieb ich in einen Posting (hier und hier) auch noch, was ich alles ersetzen könnte. Über den kompetenten Umgang mit den Geräten habe ich mehrfach berichtet (z.B. hier).
Wenn ich an meinen Unterricht 1.0 zurückdenke, hatten die Schüler eine riesige Vielfalt:
Sie machten Lernpuzzle, arbeiteten an der Wandtafel mit Kreide und Magneten, übten Zuordnungen an der Moltonwand (das Papier dazu wird anscheinend nicht mal mehr hergestellt), drillten am alten 386er das 1×1, übten in verschiedenen Lernprogrammen auf dem PC, würfelten und lernten mit Leiterlispielen, büffelten mit dem Karteikasten und hörten auf dem Walkman (später CD, dann iPodShuffle) Fremdsprachen, fragten sich gegenseitig an Lernplakaten ab und nahmen am Tonbandgerät auf.
„Jede gute alte Zeit war einmal eine schlechte neue Zeit“, sprach der Pädagoge und Aphoristiker Hellmut Walters.
Ich werde mich auch in Zukunft darauf achten, dass die Vielfalt nicht nur auf dem iDevice ist, sondern auch ab und zu bewährte Techniken von der guten alten Zeit zum Einsatz kommen. Aber die Vorteile liegen halt schon auf der Hand. Der iPodTouch ist schnell im Einsatz, klein und handlich, immer verfügbar, nie besetzt, für mich einfach handhabbar, günstig und stammt aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Dass ich damit beinahe nebenbei auch noch Medienbildung betreibe, rundet es perfekt ab.
Welche Rolle das Gerät in meinem Unterricht spielt, habe ich im Posting Schulalltag früher schon mal beschrieben. Aber auch heute spielt es noch nicht die Hauptrolle. Das ist gut so.
*Dass diese Schüler den Vertrag mehrfach gebrochen haben, wundert mich nicht. Er wurde von der Lehrperson erstellt und zur Unterschrift vorgelegt. Ich glaube es funktioniert nur, wenn die Schülerinnen und Schüler in den Prozess einbezogen und ernst genommen werden (hier).