Früher schrieb ich auf dem Elternblatt zur Schulreise: Gameboys und andere Gamekonsolen bleiben zuhause! In diesem Jahr schrieb ich erstmals beim Punkt „Mitnehmen“ auch den iPod hin und schickte mich so in meine erste „digtale“ Schulreise. Bereits bei der Fahrt mit der S-Bahn staunte eine Passagierin, dass der Junge aus meiner Klasse, der gerade am iPod ein Spiel spielte, wohl den Sinn einer Schulreise nicht ganz begriffen hätte. Ich erklärte ihr, dass ich das Mitnehmen des iPod erlaubt hätte, aber es blieb zu wenig Zeit, um mit ihr über den „Sinn einer Schulreise“ zu diskutieren, in Brunnen stiegen wir wieder aus.
In Brunnen erklärte ich die weitere Reiseroute, dann ging’s mit den Schiff nach Treib. Auf den Motorschiff wurden die Mythen aus fotografiert, die sich bei bestem Wetter von ihrer mächtigsten Seite zeigten. Mit der Standseilbahn fuhren wir dann nach Seelisberg. Während der Fahrt nach oben hörten 2 Jungs aus der Klasse ein wenig Musik und diskutierten – mit gegenseitigem Kopfhörer ins Ohr stecken – darüber, welches Lied denn nun cooler sei.
Nach einem kurzen Marsch zum Spielplatz, wo wir u.a. historisches fotografierten und auch gleich ein Klassenfoto machten, kamen wir beim Spielplatz an. Dort war der iPod praktisch kein Thema mehr. Es wurde Feuer gemacht, Würste gebraten, mit Stecken „gekämpft“ und miteinander gespielt, gelacht und diskutiert. Dann wanderten wir nach Bauen, fotografierten, hörten Musik, sangen Lieder, rasteten und liefen weiter über 800 Steinstufen unserem Etappenziel entgegen. In Bauen durften alle Kinder im See baden, welche vorgängg eine schriftliche Genehmigung dafür mitgebracht hatten. 3 Kinder fragten, ob sie beim Kiosk ein Glacé gehen holen dürften. Ich sagte ihnen, wenn sie mir ein Bild der Glacékarte machen könnten, würde ich allen eins spendieren. Kurz darauf zeigten sie mir das Bild, worauf ich sehen konnte, welches Glacé in Frage kommen würde. Ich beauftragte sie, gleich für die ganze Klasse ein Twister einzukaufen, da es das einzige war, das noch im Budget lag.
Zurück nach Brunnen fuhren wir dann mit dem Dampfschiff „Stadt Luzern“. Dort drauf wurde nicht fotografiert, sondern gefilmt. Ist ja auch viel spannender die sich drehenden Schaufelräder in Aktion zu sehen, als auf einem starren Bild. Oder die Geschwindigkeit des Dampfers aufgrund der wegziehenden Wellen. Einige Jungs filmten sogar das laute Schiffshorn und warteten so lange, bis es vor Brunnen endlich lostutete. Dann fuhren wir wieder zurück nach Goldau und es war mit Abstand die angenehmste und leiseste Zugfahrt aller Klassen und Schulreisen, die ich jemals gemacht hatte. Die meisten Jungs spielten auf ihren iPods ein Game und liessen die Schulreise so ruhig und gemächlich ausklingen. Das war ein echtes Highlight und ich genoss einmal mehr die Vorzüge des digitalen Alltags. Diese Zugfahrt war einfach nur herrlich.
Und es ist ja nicht so, dass die Kinder den ganzen Tag nur am iPod gesessen wären. Im Gegenteil. Der iPod bloss war ein winziger Bestandteil der Schulreise. Nicht mehr und nicht weniger. Man nahm ihn bloss hervor, wenn man ihn brauchte. Auch ich las ab und an meine Mails, machte Fotos, schrieb eine kurze SMS oder probierte eine Wander-App aus. Gerade eben habe ich diesen Bericht fertig geschrieben, indem ich kurz die gemachten Fotos durchscrollte, mich an den Tag zurück erinnerte, zwei Bilder hier gleich eingebunden und das tolle Klassenfoto der Klasse via Mail zugeschickt habe. Herrlich.
Ich kann somit allen Lehrpersonen, die immer noch finden, dass diese Geräte nichts auf einer Schulreise verloren hätten, einfach nur raten, mal über ihren eigenen Schatten zu springen und das Mitführen von iPods oder iPhones auf Exkursionen zu wagen. Der digitale Alltag ist längst da, wieso nicht auch auf einer Schulreise, resp. Exkursion?