Wie läuft es mit Web 2.0 unter der „Primar“-lehrerschaft? Entwickelt sich dieselbe Revolution wie in anderen Bereichen? Eigentlich müsste die Lehrerschaft ob der unzähligen Möglichkeiten frohlocken. Aus meiner Sicht passiert aber viel zu wenig! Ein Beispiel dazu sind die „Tauschbörsen“ wo man gute Unterrichtsideen finden soll. Dies wäre doch die Möglichkeit gemeinsam vorwärtszukommen. Im Moment glaube ich noch nicht daran und dies hat zwei Gründe: 1. Starke Lehrpersonen arbeiten alleine und/oder unterschätzen sich. 2. Schwache LP überschätzen sich und laden oftmals Material in Tauschbörsen hoch, die weder durchdacht, noch evaluiert sind.
Einige Beispiel aus meiner Erfahrung: Wenn ich erfahrene, gute Lehrpersonen anfrage, ob sie zum Thema xy etwas haben, staune ich immer wieder, was sie so im Ordner oder im Computer für sich horten. Es sind immense Datenmengen und oftmals gut strukturiert und evaluiert. Oft erhalte ich dann die Daten digital oder analog, mit der Bitte, die Fehler doch zu übersehen und allenfalls zurückzumelden. Auf die Frage, warum sie es nicht online zur Verfügung stellen, bemerken sie, dass sie ja dann die ganze Sache noch aufbereiten müssten und dass es sich nicht für die Masse eignen würde. Kehrtum treffe ich in den meisten „Tauschbörsen“ auf digitale Inhalte, welche ich, hätte ich sie für eine Unterrichtssequenz selber erstellt, nicht einmal auf dem privaten Rechner speichern würde. Selbstverständlich gilt dies zum Glück nicht für alle Inhalte, aber ich muss mich durch mehrere Dokumente klicken, bis ich zu einer Perle gelange (und es gibt wirklich wunderbare Perlen – danke an jene Uploader!)
Es müssen übrigens nicht nur Lehrpersonen sein, die sich überschätzen: vor Jahren erhielt ich von einem lic. phil. eine Arbeit, welche ich nach seinen Angaben „ungesehen im Unterricht einsetzen könne“. Das habe ich dann fälschlicherweise auch gemacht und musste die Unterrichtseinheit abbrechen. Der lic. phil ist mittlerweile dank dieser Doktor-Arbeit Dr. phil. und arbeitet in der Lehrerbildung …
Es gibt aber durchaus Ansätze, welche Besserung versprechen:
unterrichtsmedien.ch -> Inhalte werden von LP gewertet (Community besteht aber nicht)
Österreich: gute Lerninhalte werden vom Bildungsministerium (?) finanziert und für andere bereitgestellt (Wunschdenken)
GoodPr@ctice: gute Unterrichtsprojekte wurden vom BBT mitfinanziert
An der diesjährigen SFIB-Tagung wurde ein neues Tool von educanet2 vorgestellt, welches e-Content via educanet2-Plattform bereitstellen soll. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies Zukunft hat:
1. weil eine grosse Organisation dahintersteht
2. weil die Plattform bekannt ist
3. weil die Inhalte gewertet werden können
4. weil die Lehrpersonen einige Inhalte zusätzlich bearbeiten können (Metadaten)
5. weil man alte Fehler hoffentlich nicht mehr macht
6. weil Lehrer eher etwas bereitstellen, wenn sie selber auch gute Inhalte erhalten
Stolpersteine könnten folgende sein:
1. educanet2 scheint sich nur in der Westschweiz wirklich zu etablieren (warum machen z.B. ZH und ZG nicht mit?)
2. Harmos bringt nicht die möglichen Harmonisierungen und Anpassungen
3. Lehrpersonen arbeiten weiterhin lieber einsam …
Ich wünsche der Lehrerschaft, dass es endlich mal klappt!