Da starten die besten Wissenschaftler der Welt im milliardenteuren „Large Hadron Collider“ (LHC) den Versuch, den Urknall und damit die Entstehung des Weltalls nachzustellen. Und was passiert? Eine Panne im Kühlsystem legt die grösste Forschungsmaschine bis 2009 kurzerhand lahm! Nun müsse der Schadenssektor erst einmal langsam erwärmt werden, damit die Ursache der Panne geklärt werden kann, teilte das CERN an einer Medienorientierung mit. Witzige Randbemerkung: Zu allem Überfluss war auch noch ein Computerhacker in das Rechnernetz des Teilchenbeschleunigers eingedrungen, ein Schaden sei dabei nach Aussagen eines CERN-Sprechers aber nicht entstanden. Wer weiss?
Kritiker dieses CERN-Versuchs befürchten, dass Schwarze Löcher entstehen können, deren Anziehungskraft so gross ist, dass noch nicht einmal Licht aus ihnen entkommen kann. Daher haben die „Schwarzen Löcher“ ihren Namen. Aus einem Schwarzen Loch gibt es kein Entkommen. Auf die Frage von Marc Gänsler (www.drillingsraum.de), ob man die Experimente am LHC auch durchführen könne, ohne dass dabei Schwarze Löcher entstehen, antwortete Dr. Matthias Schott, seines Zeichens „Research Fellow“ am Genfer Forschungszentrum CERN: „Wenn die Theorie der extra Dimensionen stimmen sollte und diese zusätzlichen Dimensionen die richtigen Eigenschaften haben, werden wir auch unvermeidbar solche Schwarzen Mini-Löcher erzeugen. Die Frage ist aber natürlich, ob diese Theorie überhaupt stimmt.“ Das sei zurzeit alles Spekulation, denn keiner wisse, ob diese Theorie richtig ist. Wenn die Theorie nicht richtig ist, gäbe es auch keine kleinen Schwarzen Löcher. Und umgekehrt, versteht sich. Er erklärt, dass es für ein Schwarzes Loch ungeheuer viel Masse brauche, damit so etwas überhaupt entstehen könne, also wenn unsere Sonne einmal aufhört zu brennen, dann wird sie kollabieren. Allerdings ist ihre Masse nicht einmal annähernd gross genug um ein Schwarzes Loch zu erzeugen.
Nun, wie komme ich überhaupt darauf?
Ich habe seit kurzem eine neue 3. Klasse. 10 Knaben und 10 Mädchen im Alter zwischen 8 und 10 Jahren. Neben allem anderen Schulstoff soll nun den Kindern von der 3. Klasse bis zur 6. Klasse eine gewisse Medienkompetenz (siehe ICT-Lehrplan) vermittelt werden. Deshalb habe ich ihnen bereits nach 4 Wochen Schule gezeigt, wie man sich mit Benutzernamen und Passwort in unser Schul-Netzwerk einloggt. Da dieses System erst seit Anfangs 2008 in Betrieb ist, waren sie, rein wissenschaftlich gesehen, die jüngsten „Einlogger“ bzw. Netzwerk-Benutzer in der Geschichte des Schulkreises Goldau. Keine 3 Tage später hatte über die Hälfte der Kinder bereits ihr persönliches Citrix-Desktop optisch nach ihrem Geschmack angepasst und Verknüpfungen von Lernprogrammen auf demselben erstellt. Die Nachricht über diese neue technologische Errungenschaft verbreitete sich im Klassenzimmer wie ein Lauffeuer und kurze Zeit später hatten es alle getan. Erstaunt über diese rasanten technischen Fortschritte habe ich den Kindern etwa 10 Tage später noch ihren Benutzernamen und ihr Passwort für www.antolin.ch ausgeteilt und erklärt, wie das Login funktioniert, damit sie sich auf den Klassenlektüre-Textverständnistest über „Tante Jeske“ vorbereiten können. Schliesslich heisst es nicht umsonst: Gib dem Affen Zucker! 12 von 20 Kindern hatten das entsprechende Quiz dazu bereits nach 2 Tagen zuhause gelöst. Nebenbei wurde ich in der gleichen Woche noch von den Initianten des Goldauer SchülerInnenrats (SIR) gebeten, für meine 2 SIR-Delegierten (beide 9 Jahre) schnellstmöglich die E-Mail-Adresse auf „educanet2“, also dessen Login und Passwort einzurichten, damit sie ihre SIR-Informationen und Traktandenlisten künftig online via „educanet2“ erhalten. Aber selbstverständlich, war meine Antwort! Ich möchte ja schliesslich nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlen. Ich denke, bis Weihnachten werde ich vermutlich soweit sein, dass sich auch gleich alle andern Schülerinnen und Schüler meiner 3. Klasse auf www.educanet2.ch einloggen können. Wenn das so weitergeht, werde ich die vorgegebenen MS1-Lernziele des ICT-Lernplans wohl bis Ende 3. Klasse bereits umgesetzt haben. Was werde ich dann bloss in der 4. Klasse noch tun? Wir werden sehen…
Ja gut! Aber, was hat das alles nun mit den Schwarzen Löchern zu tun?
Im Grunde genommen nichts, aber genau so wie die Wissenschaftler in CERN wissen auch wir Bildungspädagogen und -politiker nicht so genau, wie sich das alles in naher und ferner Zukunft noch entwickeln wird. Niemand weiss es! Wir bestimmen einfach mal, dass der Computer und das Internet nun in der Schule (staatlich finanziert) als Hilfsmittel eingesetzt werden muss. Wir versuchen eben an der Zukunft dranzubleiben, die Kinder auf das technologische Leben vorzubereiten, helfen ihnen (beim dem, was sie eh schon können) und hoffen, dass sie eines Tages erkennen, welches gefährliche Websites und welches ungefährliche (also nützliche) Websites sind und dass sie selbst niemals etwas Ungesetzliches oder Unnützliches tun. Natürlich lernen wir die Schüler auch den richtigen Umgang mit diesen „Maschinen“, die ganz nebenbei den angenehmen Effekt haben, dass man (endlich) die schnellen Schüler effizienter beschäftigen kann.Wir geben dem ganzen noch ein paar Lernziele vor, verlangen von Kindern den sinnvollen Umgang mit einem Medium namens Internet, erhoffen uns dabei eine grosse Medienkompetenz und wissen nicht, welche Auswirkungen das Ganze auf uns oder auf die gesamte Gesellschaft hat. Vorläufig ist alles noch sehr theoretisch und basiert auf Vermutungen und Experimenten. Wir werden sehen, was passiert. Vielleicht geben wir den Kindern ja auch nur die „Weisheit“ mit, dass (was wir schon längstens alle wissen) ohne Computer im Leben einfach gar nichts mehr geht! Wer sich also nicht schon von Kindesbeinen an mit diesem Medium befasst, wird eines Tages in der zivilisierten Gesellschaft nicht mehr (über)lebensfähig sein!
Bemerken wir denn nicht schon jetzt eine klare Verhaltensveränderung an unserer Jugend oder unseren Kindern? Oder bilden wir uns das nur ein? Waren wir auch schon so (ziellos)? Gab’s damals auch Amokläufe in Schulen oder weltweite Kinderpornografie? Hacker, Spams, Viren oder Fettleibigkeit? Was machen diese Internet-Communities wie Facebook, My Space, Xing mit uns? Wohin führt uns SMS, MMS, MSN oder die ganze virtuelle (globale) Kommunikation? Wohin führt mich eigentlich das Auto-Navigationsgerät oder das i-Phone? Den Fernseher im Kinderzimmer empfinden wir noch heute als Absurdum, ein Kind mit eigener E-Mail-Adresse im WorldWideWeb (bis spätestens Ende der 4. Klasse) als ein erreichbares Lernziel. Ganz zu schweigen von den zahlreichen HandybesitzerInnen ab der 5. Klasse…
Und wo soll noch enden?
Einen regelrechten „Urknall“ haben wir mit der Einführung der ICT an unseren Schulen vollzogen und daraus entwickelt sich nun allmählich eine neue (virtuelle?) „Lebensform“. Jetzt heisst es erst einmal: Abwarten und Tee trinken… – oder einloggen und Passwort eingeben. Vielleicht müssen wir eines Tages die Mini-Löcher mit verschollenen Sozialformen stopfen, weil sie der heutigen Jugend (etwas) abhanden kommen. Vielleicht müssen sie ihren Kindern eines Tages zeigen, dass ein Leben ohne Computer & Passwort auch noch gibt. Oder dass man sich zuerst einloggen muss, wenn man sich mitteilen oder etwas wissen möchte. Sie denken, ich male zu schwarz? Vielleicht. Vorerst werden wir mögliche entstehende Mini-Löcher wohl einfach auffüllen, ein bisschen stopfen… – oder einfach „deleten“? Hoffentlich wird diese Masse eines Tages nicht so ungeheuer gross, so dass ein richtiges Schwarzes Loch daraus entstehen könnte?